Check-up von Grundig Lautsprecherboxen

Die meisten der hier behandelten Grundig Lautsprecherboxen haben schon 30 Jahre und mehr auf dem Buckel. Lagerung in feuchten Räumen, Einsatz im Partykeller oder auch die allgemeine Alterung der Chassis und elektronischen Bauteile, es gibt schon so Einiges das manche Lautsprecher im Laufe ihres langen Lebens verkraften müssen. Aus diesem Grund führe ich hier einige Punkte auf, die ich bei alten Lautsprechern prüfe, sowie ein paar Verbesserungsvorschläge und Tipps, um dann auch die entsprechende Freude an den vielleicht gerade gebraucht erworbenen Lautsprecherboxen zu haben.  

Lautsprecherchassis

Lautsprecherchassis Grundig Box SM 500

Lautsprecherchassis Grundig Box SM 500

Der erste Blick beim Check-up von Lautsprecherboxen sollte den einzelnen Chassis gelten. Spielen alle Lautsprecherchassis ohne Kratzen oder andere Störgeräusche?

Insbesondere die Hochtöner sind bei alten Boxen gerne mal defekt und neue Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr. Dadurch dass die meisten Grundig-Lautsprecher sehr hohe Verkaufszahlen hatten, ist es zwar normalerweise kein großes Problem gebrauchte Komponenten zu finden, die Kosten inkl. Versandkosten können dann aber schnell mal den Preis einer gebrauchten Komplettbox erreichen. Aus diesem Grund sollte man sich die Lautsprecher idealerweise beim Kauf vorführen lassen. Manchmal ist jedoch eine Vorführung nicht möglich, da kein Verstärker vorhanden ist. Zu diesem Zweck habe ich mir einen kleinen akkubetriebenen Testverstärker gebaut.

Auf den ersten Blick erkennt man nach Abnahme der Lautsprecherabdeckungen, ob die Kalotten der Hoch- oder Mitteltöner eingedrückt sind. Bei leichter Beschädigung kann man sie häufig mit dem Staubsaugerrohr auf kleinster Stufe ganz vorsichtig wieder heraussaugen. Bei Metallkalotten funktioniert dies im Allgemeinen nicht. Hier kann man schauen, ob sich der Hoch- oder Mitteltöner eventuell aufschrauben und zerlegen lässt, um die Kalotte dann von innen vorsichtig auszubeulen.

Die Tieftöner sind bei kleineren Chassisgrößen normalerweise eher unkritisch. Größere Durchmesser neigen gerne mal zum Kratzen, verursacht durch die einseitige Gewichtsbelastung infolge der Schwerkraft. Häufig hilft es da schon, die Chassis um 180 Grad zu drehen, um die Gewichtsbelastung umzukehren.

Die in den meisten Grundig-Boxen verwendeten Gummisicken machen meist auch nach mehr als 30 Jahren noch einen guten Eindruck. Wenn die Sicken bereits leicht spröde sind, behandele ich sie gerne dünn mit Gummipflegemittel für Autotürdichtungen. Bei gerissenen Sicken kommt man allerdings um die Erneuerung nicht herum.

Frequenzweiche

Frequenzweichen bestehen üblicherweise aus Spulen, Kondensatoren und evtl. auch Widerständen. Spulen und Widerstände bereiten auch nach Jahren normalerweise keine Probleme, bei Kondensatoren sieht das anders aus. Sie können austrocknen und verändern dann ihre Kapazität.

Auch wenn die gemessenen Werte der Kondensatoren noch im Toleranzbereich liegen, sollte man darüber nachdenken diese zu erneuern. Alte Kondensatoren werden sicherlich nicht besser und irgendwann werden sich die Werte verschlechtern.

Welche Kondensatoren eignen sich denn als Ersatz? Grundsätzlich erstmal sämtliche bipolaren Kondensatoren mit entsprechender Kapazität und Nennspannung. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten beispielsweise WIMA MKS4 Polyester-Kondensatoren. Selbstverständlich gibt es auf dem Markt auch viele spezielle audiophile Kondensatoren. Hier hat sich z.B. die Firma Mundorf aus Köln einen guten Ruf erworben. Deren MCap audiophile MKP-Kondensatoren setze ich gerne ein. Je nach Anzahl der benötigten Kondensatoren kommt hier allerdings schonmal eine etwas größere Summe zusammen, die sich sicherlich nicht bei jeder Lautsprecherbox lohnen dürfte.

Von der Klangqualität hat sich der Austausch der alten Kondensatoren durch hochwertige neue Kondensatoren bei allen Überholungen positiv bemerkbar gemacht. Besonders die Wiedergabe im Mittel- und Hochtonbereich hat sich hier hörbar verbessert. Je nach Aufbau der Frequenzweiche muss man zwar mit Kosten von 20 bis 70 Euro rechnen, dies ist aber meiner Meinung nach bei den meisten Lautsprechern durchaus sinnvoll investiertes Geld.

WIMA MKS4 Polyester-Kondensatoren

WIMA MKS4 Polyester-Kondensatoren

Überarbeitete Frequenzweiche mit WIMA-Kondensatoren

Überarbeitete Frequenzweiche mit WIMA-Kondensatoren

Mundorf MCap audiophile MKP-Kondensatoren

Mundorf MCap audiophile MKP-Kondensatoren

Gehäuse

Gehäuse Grundig Box SM 500

Gehäuse Grundig Box SM 500

Die Gehäuse der meisten der hier getesteten Grundig-Boxen, sind eher von einfacherer Bauart. Kunststoff oder Spanplatte waren hier im Großserienbau die bevorzugten Materialien. Nur einige wenige Lautsprecherboxen hatten ein Echtholzgehäuse.

Die Kunststoffgehäuse, wie beispielsweise bei den Grundig Boxen SM 500 oder SM 2000, bestehen aus zwei zusammengeschraubten und zusätzlich verklebten Schalen, befüllt mit Dämmmaterial.

Eigentlich machen die Gehäuse einen recht stabilen Eindruck, es kommt jedoch bei höheren Lautstärken zu Vibrationen im Bassbereich. Diese treten besonders bei Frequenzen um 140 Hz zum Vorschein. Bei diesen Frequenzen vibriert dann zusätzlich auch noch die Frontplatte des Hoch- bzw. Mitteltöners mit.

Großartig was am Gehäuse zu ändern macht allerdings aus meiner Sicht keinen Sinn. Eventuell könnte es helfen, das ganze Gehäuse von innen zusätzlich mit Dämmplatten zu bekleben. Ob sich dieser Aufwand allerdings lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zusätzlich würde dies dann das Gehäusevolumen reduzieren, was sich bei geschlossenen Lautsprecherboxen wie den genannten, negativ auf die Basswiedergabe auswirken dürfte.

 

Butyldichtband Grundig Box SM 500

Abdichtung mit Butyldichtband

Eine Reduzierung der Vibrationen lässt sich auch erreichen, indem man die Lautsprecherchassis mit Butyldichtband einsetzt. Dies hält dann zumindest den Hoch- bzw. Mitteltöner davon ab zu vibrieren und auch die Schwingungen der Tieftöner übertragen sich weniger auf das Gehäuse. Wenn es sich um geschlossene Lautsprecher handelt, ist es auch generell hilfreich, wenn das Gehäuse möglichst dicht ist. Dies sollte sich positiv auf die Basswiedergabe auswirken.

Ein Nachteil dieser Lösung ist jedoch, dass man die Chassis später nur noch sehr schlecht aus dem Gehäuse herausbekommt, denn das Dichtband klebt schon recht ordentlich. Also unbedingt vorher testen, ob auch alles funktioniert, bevor man später mühselig alles wieder zerlegen muss.

 

Anti-Vibration Pads Grundig Box SM 500

Anti-Vibration Pads

Bei den meisten Grundig Standlautsprechern gibt es keine Entkopplung zum Fußboden hin. Insbesondere bei Holzfußböden können sich Vibrationen leicht auf den Boden übertragen.

Es gibt hier natürlich viele Lösungen im Hifi-Zubehörmarkt. Ich habe mich für einfache Anti-Vibration Pads aus EVA entschieden. Diese kann man entweder unter die Box legen oder auch passend zurechtschneiden und unter den Fuß der Box kleben.

Bei allen Kompaktboxen bzw. Regalboxen sind unbedingt Boxenständer zu empfehlen. Zu einigen Grundig-Lautsprechern gab es passende Ständer auch direkt vom Hersteller zu kaufen.

 

Verkabelung

Eine Schwachstelle bei älteren Grundig-Lautsprechern ist häufig das Anschlusskabel. Insbesondere bei den Einstiegsmodellen hat Grundig auf eine steckbare Verbindung verzichtet. Hier wurde das Anschlusskabel direkt aus der Box herausgeführt und war dann am Ende mit einem DIN-Stecker versehen. Diese Lösung ist nur in den seltensten Fällen noch vorhanden. Meist wurde das Kabel im Laufe der Jahre einfach abgeschnitten, oft schon kurz nachdem es das Boxengehäuse verlassen hat. Eine Lüsterklemme übernahm dann die Verbindung zur weiteren Verkabelung.

Festes Anschlusskabel Grundig Box SM 500

Festes Anschlusskabel bei der Grundig Box SM 500

Häufig ist das Anschlusskabel an der Stelle wo es herausgeführt wird, bereits an der Isolierung beschädigt. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll gleich ein ordentliches Anschlussterminal, wie z.B. das Visaton ST 77 einzubauen. Dieses sollte dann auch mit Butyldichtband eingesetzt werden, damit nachher auch alles dicht ist.

Falls das Anschlusskabel noch in Ordnung ist oder man auf das Aufsägen des Gehäuses verzichten möchte, kann man das Kabel natürlich auch einfach am Ende mit einer ordentlichen Steckverbindung versehen. Hier bieten sich zum Beispiel Buchsen für Bananenstecker an.

 

 

 

Nachgerüstetes Anschlussterminal Grundig Box SM 500

Nachgerüstetes Anschlussterminal Visaton ST 77 bei der Grundig Box SM 500

Bei vielen höherwertigeren Grundig Lautsprecherboxen jener Zeit, wurde ein Terminal in Form eines DIN-Steckers verbaut. Man benötigt also am Anschlusskabel eine DIN-Kupplung. Diese findet man in schraubbarer Ausführung z.B. bei Amazon.

Wenn man sich mit DIN-Steckern und DIN-Kupplungen arrangieren kann, ist dies sicherlich keine schlechte Lösung, ansonsten lassen die Platzverhältnisse in den meisten Fällen auch eine Umrüstung auf ein heutzutage übliches Terminal wie z.B. das Visaton ST 77 zu.

Anschlussterminal Grundig Box SM 2000

Anschlussterminal Grundig Box SM 2000

Bei älteren Grundig-Lautsprecherboxen besteht die Innenverkabelung meist nur aus doch sehr dünnem und recht starrem 0,75 mm²-Kabel. Auch wenn der klangliche Zugewinn dieser Maßnahme umstritten ist, kann man darüber nachdenken im Zuge der Überarbeitung der Lautsprecher diese durch z.B. 1,5 mm² Kabel zu ersetzen.

Innenverkabelung Grundig Box SM 2000

Innenverkabelung bei der Grundig Box SM 2000